Patient : Hauskater Ivenhoe, geboren im Juli 2005

Am linken Hinterbein hat er eine Wunde, die ich vorerst als die Folge einer Verletzung diagnostiziere. In der Patientendatei steht :

06.09.2006

Ivenhoe hat eine Bißverletzung am linken Hinterbein, er hat bisher Ledum C30 bekommen und als es nicht half, Lach. C30 und später C200, es zieht sich schon etwa 2 Wochen, es ist teilweise verheilt, aber ein kleines dreieckiges Stück näßt weiterhin und verheilt nicht --> ich gebe ihm Sulphur ( Allgemeines - Wunden, Heilungstendenz, langsam SULPH 4-wertig)

08.09.06

Nach Sulphur schloß sich zwar die nässende Stelle, aber am Muskel war eine abszeßartige Verdickung fühlbar ( falscher Heilungsverlauf, von der Hautoberfläche nach Innen verdrängt !)

Die Mittel für Bißabzesse hatte ich verabreicht - Lachesis und Ledum. Da sie nicht den gewünschten Erfolg bescherten, griff ich zu einem weiteren “homöopathischen Messer”, das dafür bekannt ist, Abszesse zum Reifen, Öffnen und anschließend zum Abheilen zu bringen --> Myristica sebifera. In der D 6 hatte ich es da und verabreichte es mehrmals am Tag.

09.09.2006

Heute mehrere offene Stellen am Oberschenkel, Flüssigkeit und Blut absondernd ( es öffnet sich wieder, wird es auch abheilen ? weiter Myristica )

11.09.2006

Weitere Ausbreitung der Entzündung mit Absonderung von klebriger Flüssigkeit und Blut, nochmal Lachesis. Ich hatte inzwischen im Buch von P. Krüger zur homöopathischen Behandlung von Tieren herausgefunden, dass Lachesis für das sogenannte Eosinophile Granulom in Frage kommt, besonders, wenn es im Bereich der Oberschenkel auftritt.

Im Internet zu dieser Erkrankung recherchierte ich :

Eosinophiles Granulom, was ist das ? Das eosinophile Granulom gehört in den Bereich der Hauterkrankungen. Häufig ist die äussere Haut betroffen, aber es kann ebenso in der Mundhöhle und an den Schleimhäuten der Nase auftreten. Selbst im Darmbereich kann diese Krankheit in seltenen Fällen vorkommen. Meistens befinden sich die kleinen Bläschen oder die mehr oder weniger geschwollenen Verdickungen im Kopfbereich, rings um Mund und Nase. Als Krankeitsursache vermuten die Tierärzte eine Staphylokokken-Infektion oder eine Futter-Allergie. Manchmal tippen sie auch auf eine Hormonstörung oder eine Immunschwäche.     Krankheitsverlauf : Es beginnt mit einer Verdickung, die zu einem Bläschen wird. Dann bricht die Haut auf und es bildet sich eine kleine, entzündete Wunde. Ein gelbliches, klebriges Sekret tritt aus. Anschliessend bildet sich eine schorfige Kruste. Nach dem Abfallen dieser Kruste bleibt über einige Zeit eine haarlose Stelle im Fell zurück.

So ähnlich erschien mir die Erkrankung bei Ivenhoe, wobei seine Hautdefekte die Größe von 10cent Stückchen bis 1 € Größe annahmen.

24.09.2006

Lachesis brachte nicht den Erfolg, es schlossen und öffneten sich Hautdefekte, immer fühlbar in der Nähe eine Lymphknotenschwellung, hart, nicht druckempfindlich und verschieblich. Der Kater war sonst immer gut drauf, fraß und begann langsam damit, seinem Alter entsprechend, den Katzendamen hinterher zu stellen.

Es folgte ein Versuch mit Rhus-t M, einmalige Gabe, da Rhus-t im Krankheitsbild Bläschenhautausschläge führt, Erysipele, nässende Hautausschläge, eiternd, die Haare wegfressend, entzündete Bläschen über einem Abszess und die Ruhelosigkeit, die ich in meinem Patienten wiederfand.

08.11.2006

Es war nicht von Erfolg gekrönt. Ich gab Pulsatilla C 200. Wenn die Blasen aufplatzten, blieb eine Art Geschwür zurück. Phatak schreibt dazu : Geschwollene Drüsen und Lymphknoten, Geschwüre mit hartem, glänzendem, rotem Hof. Ausserdem war er kuschelbedürftig geworden und anhänglich.

15.11.2006

Ich hatte erst den Eindruck, daß Ivenhoe gut auf das Mittel reagiert, es heilen alle offenen Stellen ab und der darunter fühlbare Knoten, der immer recht groß war, erschien mir wesentlich kleiner, heute wieder mehr Schwellung, auch der Knoten ist größer und es sieht aus, als würde es wieder aufplatzen, I. hat wieder Fisch gegessen, nachdem er damit ausgesetzt hatte --> meine Recherche im Internet hatte ergeben, dass man den Patienten evt. mit Omega 3 Fettsäuren helfen könnte. Da ich das zu unpraktisch empfinde, habe ich ihm rohen Fisch angeboten, der diese Fettsäuren reichlich enthalten müsste. Ich hatte mit dieser Speise vorerst wenig Erfolg bei ihm, da er sie nach den ersten 2,3 Bissen verschmähte. Inzwischen nimmt er den Fisch gern und geradezu gierig auf. Allerdings erhält er nur 1 - 2 mal pro Woche eine Portion. Puls. C 200 wiederholt

15.12.2006

Es war einige Zeit besser mit dem Bein, seit 13. oder 14.12. wieder zwei offne Stellen, sonst ist er ganz gut drauf, kommt immer in mein Bett, strampelt und schnurrt, ist ganz verträglich, spielt mal mit Orka ( Hauskatze - siehe Phosphorfall ) --> Pulsatilla C 200 wiederholt

01.01.2007

Kein andauernder Erfolg ! Abheilen und an einen neuen Stelle am Oberschenkel wieder eine Blase, die dann aufplatzt und geschwürig aussieht... Guter Rat ist teuer ! Eine Überlegung : Ich hatte eben das Buch Lac humanum von Karl Josef Müller gelesen. Ein herausragendes Merkmal bei Patienten, die diese Arznei benötigen ist, dass sie zuwenig mütterliche Fürsorge erhalten haben u.a. auch nicht ausreichend gestillt wurden. Vielleicht war das die Lösung - ich gebe ihm Lac felinum, die Katzenmilch potenziert. Der kleine Kerl hatte seine Mutter im Alter von etw 6 Wochen abrupt durch ein Unglück verloren, dem er auch noch zugesehen haben könnte. Von da an war Katzenmilch passé und auch die hingebungsvolle Pflege seiner Mutter. --> Lac-f C 200

09.02.2007

Es ging lange Zeit gut aber : heute hat I. wieder eine offene Stelle am Hinterbein und der LK ist geschwollen !! --> Wiederholung Lac-f C200

16.02.2007

Wieder wird es mit dem Geschwür nicht besser, heute ist wieder eine nässende Stelle da - also weiter suchen, erneut das Repertorium und die Materia Medica studieren

Haut - Hautausschläge - Granulom; eosinophiles --> Loxosceles laeta - eine Südamerikanische Spinne wird als einziges Mittel genannt. Die Erkrankung erschien mir lokal recht aggressiv, was dem Wesen dieser Spinnenarznei entsprochen hätte, nicht aber dem Wesen des Katers. So hatte ich sie zwar bestellt, aber zögerte sie zu verabreichen.

Extremitäten - Geschwüre - Oberschenkel - äußere Seite : einziges Mittel : Nat-s, zweiwertig von Kent

Ich beschloss, Kent zu vertrauen, der diesen Mittel sicherlich mit gutem Grund 2wertig in die Rubrik verzeichnete.

Fortan und bis heute ( 30.05.2007 ) gab es kein offenes Bein mehr. Die Haare sind nachgewachsen, der Lymphknoten kleiner geworden und dem Kater geht es bestens. Das Mittel zeigte bisher den grössten Erfolg. Als einmalige Gabe in der C 200 bewirkte es endlich eine andauernde Heilung des Krankheitsbildes.

Fazit : Es liegt nicht an den Arzneien, wenn Heilung nicht schnell und andauernd erfolgt. Manchmal ist der Weg sehr beschwerlich. Fünf Monate habe ich benötigt, ein passendes Heilmittel zu finden. Keinen, der mir bekannten Aspekte von Natrium sulfuricum konnte ich an meinem Patienten erkennen. Eine einzige lokale Rubrik war meine Stütze - nicht der dreibeinige Symptomenschemel, den man wenigstens für eine Verordnung haben sollte - höchstens zweibeinig, da es eben eine Kentsche Rubrik war, in der das heilende Mittel stand. Eine kleine Bestätigung war auch, dass da Mittel in der Rubrik Augen - Photophobie 3wertig aufgeführt wird - ein Symptom, das der Kater deutlich zeigt.

Nachtrag : Am 06.06.07 zeigt Ivenhoe folgende Symptome - eine stark gerötete rechte Achselhöhle und einen etwa kirschkergroß geschwollenen Lymphknoten ebenda.

Therapie : Nat-s C 200 --> Die Symptome waren bis zum übernächsten Tag komplett verschwunden.

Gegen Ende August hatte ich den Kater zum letzten Mal gesehen - bis dahin hatte er keine Geschwüre mehr. Im Moment ist er abgängig - sollte ich ihn hoffentlich mal wieder zu Gesicht bekommen, werde ich diesen Fallbericht fortsetzen.